Lackmustest für Open Data
Bericht Konsortialtreffen Nr. 3, Bad Kötzting, THD, Gesundheitscampus*
Daten fallen vielfältig und beinahe überall an. Wenn es jedoch um Patienten geht, wird es heikel. Natürlich erzeugen Kliniken, Arztpraxen, also Heil- und Behandlungsorte jedweder Art, eine ganze Menge an Daten. Und es ist klar, dass sie einen enormen Schutz genießen. Zurecht natürlich. Aber was ist, wenn dadurch Chancen auf Forschung und Optimierung gleichwelcher Art verhindert werden? Dieser Fragestellung widmet sich das Projekt EAsyAnon, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Die TH Deggendorf leitet und lenkt das Konsortium. Es setzt sich zusammen aus den THD-Technologie Campus Vilshofen und Grafenau, dem Gesundheitscampus Bad Kötzting, der Universität Augsburg, Lehrstuhl Prof. Dr. Benedikt Buchner, dem IT-Spezialisten Passion4IT GmbH, Viechtach, der Smart in Media AG, Köln, und dem IT-Sicherheitscluster e. V. Am 14. und 15. November traf sich das Team im Gesundheitscampus Bad Kötzting zum dritten Konsortialtreffen.
Zwei Tage lebhafte Diskussion und reichhaltige Vorträge prägten das Programm. Mittlerweile nimmt das System von EAsyAnon, das in Zukunft auch auf Domänen anwendbar sein soll, die nichts mit Gesundheitsdaten zu tun haben, Gestalt an. Jeder Bereich des Projekts wurde beleuchtet. „Jetzt geht es darum, dass wir einen funktionierenden Prototypen herstellen“, rekapitulierte Projektleiter Sebastian Wilhelm (Technologie Campus Grafenau, Lead) das Ergebnis des Treffens. Das Projekt zeichnet sich durch sein strikt interdisziplinäres Vorgehen aus. Beispielsweise publizierten bereits Juristen aus Augsburg zusammen mit den Informatikern. Diese fachübergreifende Zusammenarbeit kennzeichnete das Konsortialtreffen. „Bliebe jeder von uns nur in seiner eigenen Domäne, wäre das Projekt blind gegenüber wichtigen technischen, gesellschaftlichen und ethischen Kontexten“, schätzt Matthias Kampmann vom IT-Sicherheitscluster die Konstellation ein. Das Projekt verfolgt die Strategie, dass Daten offen sein sollten. Das Anonymisierungsverfahren selbst ist jedoch durchaus nicht trivial zu realisieren. „Es gibt keine Anonymität mit einem simplen Knopfdruck“, weiß Elena März, Juristin der Uni Augsburg. Dennoch: „Wir streben an, dass unser Werkzeug dazu hilft, Open Data zu erzeugen“, adressiert Sebastian Wilhelm das Ziel des Vorhabens.
Jetzt wurde über die Anforderungsanalyse und die dazu gehörigen Requirements berichtet. Die Dokumente gehen in die letzte Lesung. Geprüft werden muss noch die Tauglichkeit etwa der Verschlüsselungsmethodik. Außerdem steht die Prüfung und Erstellung der rechtlich notwendigen Dokumente an. Florian Laumer (Passion4IT) und Norbert Lichtenauer (Gesundheitscampus) präparieren außerdem auf der Basis ihrer Vorarbeiten eine breite Studie zur Akzeptanz von Open Data. „Open Data scheint noch gar nicht im Betrieb angekommen zu sein“, berichtete Lichtenauer. „Das Projekt ist auch ein Lackmustest für die Möglichkeit der Erstellung von Open Data“, wertet Matthias Kampmann, der die Sicherheitsfragen in den Blick nimmt. Denn wie können Daten öffentlich werden, wenn sie beispielsweise de-anonymisierbar sind. Es ist noch ein gutes Stück Wegs zu gehen, bis das System lauffähig ist. Sebastian Wilhelm bringt es auf den Punkt: „Die nächste Standortbestimmung wird dann in Regensburg zum vierten Konsortialtreffen Mai 2024 vorgenommen. Bis dahin ist noch viel zu tun.“
* https://www.th-deg.de/gesundheitscampus-bad-koetzting